Ausstellung: Gaby Bultmann und Daniele Ruzzier


1. THEATERMASKEN von DANIELE RUZZIER
2. MUSIKINSTRUMENTE DER COMMEDIA DELL’ARTE
aus der Sammlung Gaby Bultmann
1.

Masken der Commedia dell’arte handgefertigt von Daniele Ruzzier.

Ich bin in Venedig, der alten Stadt am Meer aufgewachsen, in der es viele besondere und alte Traditionen gibt, die meist noch heute gepflegt werden. Dort habe ich Schauspiel studiert und die Herstellung von handgebauten Ledermasken, letzteres unter anderem bei Carlo Sette.
Der erste Teil meiner Ausstellung ist den Masken des antiken griechischen und römischen Theaters gewidmet als Ursprung der Maskenkunst. Sie sind inspiriert von Dionysos, Gott des Weines und Tanzes, seinem Gefolge aus Satyrn sowie Figuren aus „Amphitryon“ von Plautus. Die Masken der Commedia dell’Arte zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert repräsentieren die Figuren der Zanni, komische Personen mit verschiedenen Namen je nach dem Repertoire der Schauspieler dieser improvisierten Komödien. Die berühmtesten Masken sind Arlecchino, Pantalone, Brighella, Pulcinella und der Capitano (in der Vitrine als Masken und auch als Marionetten von Carlo Colla aus Mailand). Viele dieser Masken haben ihre Ursprünge in Tiercharakteren, wie auch die antiken Masken anthropomorphe Figuren zwischen Mensch und Tier sind. Die Zanni gehen auf Vögel zurück, im Namen Pulcinella steckt noch das Küken, was sich auch in seiner Sprechweise mit der „pivetta“ ausdrückt. Der Harlekin trägt noch das abgebrochene Horn, das auf seiner Herkunft als Teufel hinweist, außerdem hat er entweder das Affengesicht in den frühen oder das Katzengesicht in den barocken Masken.

Arlecchino, Pantalone, Brighella, Pulcinella und der Capitano.

Nicht ohne Grund also mache ich auch viele Tiermasken als Ursprung und Basis des Maskenbaus und der alten, damit verbundenen Rituale. Der Mensch wollte mit ihnen die Kräfte der Tiere erlangen, Maskentänze spielten hier auch eine große Rolle. Andere meiner Tiermasken haben mit Geschichten, Fabeln oder Märchen zu tun.
Meine Masken stammen zum Teil aus einer vergangenen Zeit und alten Traditionen, die aber im Herzen derer, die Theater spielen noch lebendig sind oder bei denen, die noch mit den Augen des Kindes sehen können. Hier zeigt sich die Verbindung zum Puppenspiel, in der Tat habe ich auch einige Marionetten mit Masken gebaut wie den kleinen Harlekin oder die Straßenmusiker-Harlekine für Gaby Bultmann.
Fast alle meiner Masken wurden in Schauspielen verwendet oder in den szenischen Konzerten meines Duos Commedia Nova.

Meine Masken kann man im Puppentheater-Museum direkt erwerben oder sie bei mir nach Maß anfertigen lassen, Info und Bestellung info(A)danieleruzzier.it. Masken und mehr finden Sie auch auf der Facebookseite TheatreMasks, meine Aufführungstermine auf meiner privaten Facebookseite oder auf www.gaby-bultmann.de unter Konzerte.
Öffentliche Führung durch die Ausstellung mit Live-Musikbeispielen am 4. Mai 2024, 14 Uhr.

Musikinstrumente der Commedia Dell'Arte
Musikinstrumente der Commedia Dell’Arte

2.

MUSIKINSTRUMENTE DER COMMEDIA DELL’ARTE
aus der Sammlung Gaby Bultmann.

Die Musik der Commedia dell’Arte orientiert sich in Barock und Rokoko zunehmend an der der höheren Stände, vornehmere Zupf- und Streichinstrumente wie die Laute (in der Vitrine rechts) und die Violine halten Einzug, die Charaktere tragen beinahe höfische Kleidung, auf die Spitze getrieben und vielleicht weniger realitätsnah in den Gemälden von Watteau.
Spezielle Commedia-Instrumente gibt es trotzdem, z.B. die sehr langhälsige Colascione mit drei Stahlsaiten, direkt verwandt mit ähnlichen Lauteninstrumenten aus dem Orient.
Die frühe Commedia-Tradition im 16. und 17. Jahrhundert ist, besonders der Arlecchino, noch sehr verbunden mit der Narrentradition, deren Kleidung, Bewegung, Tanz und eben auch ihren Instrumenten. Ganz wichtig ist das Lärmmachen, dazu werden möglichst viele Glöckchen und Schellen auf die Kleidung genäht und Narrenpritschen (Italienisch battoccio) getragen, mit denen man perkussive Geräusche machen kann, aber auch einfach nur jemanden „verhauen“ (beides war einmal Bestrafung, wird nun aber ins Gegenteil verwandelt, zum mit Stolz getragenem Identitätsmerkmal des Narren).

Colascione, Schweinsblase und Teufelsgeige.

Verwandt hiermit sind Stöcke mit aufgeblasenen Schweinsblasen, die heute auch noch in Süddeutschland beim Karneval verwendet werden. Mit Rohrblatt, Röhre und Grifflöchern wird daraus das Platerspil, das durch die Schweinsblase zu einem Minidudelsack wird. Wichtige Narreninstrumente sind sowieso jede Art von Schlaginstrumenten, Dudelsäcken und vor allem auch die Einhandflöte mit Trommel, das Einpersonen-Orchester (oder mit Saitentambourin, hier an der Trommel lehnend) der Renaissance. Ein Lärminstrument eben auch wieder zum Winteraustreiben oder Karneval ist auch die Teufelsgeige (in der Vitrine links). Die Übertreibung geht so weit, dass der Narr schließlich auch auf Alltagsgegenständen fiedelt wie dem Blasebalg (Vitrine) oder dem Bratrost (Bild links).
Komödie und Musik treffen sich dann schließlich in den kleinen Tänzerfiguren, die der Straßenmusiker sich ans Knie bindet und dazu Einhandflöte spielt.

Öffentliche Führung durch diese Ausstellung mit Live-Musikbeispielen am 4. Mai 2024, 14 Uhr!
Konzerte und Führungen mit Gaby Bultmann in Musikinstrumenten-Museum und Gemäldegalerie Berlin unter www.gaby-bultmann.de und privat oder direkt bei den Museen buchbar.

Musikinstrumente der Commedia Dell'Arte

weitere Ausstellungen im Puppentheater Museum Berlin: SAINTS and SINNERS – Photocollagen von Uwe Framenau.